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Kunst oder Kaputt?

Vielleicht erinnert Ihr Euch noch an meinen Versuch, ein Konzert mit meiner alten Analogkamera zu fotografieren. Letztens war ich wieder in der Dunkelkammer, um ein paar Abzüge von dem Film zu machen. Dabei ist mir aufgefallen, dass der Film einen leichten Gelbschleier bekommen hat. Nach einer Konsultation Dr. Googles bin ich zu dem Schluss gekommen, dass der Film offenbar nicht 100% richtig fixiert war. Was liegt also näher, als den Film einfach nochmal kurz in den Fixierer zu werfen… dachte ich.

Zum Test habe ich natürlich erst einen Streifen fixiert. Eine Minute dürfte reichen und ab ins Wasser damit. Kurz gewartet… ja, der Gelbschleier verschwindet. Perfekt. Also schnell den Rest auch noch in den Fixierer und dann ins Wasser.

Eine halbe Stunde später schaue ich wieder ins Wasserbad. Der Film dürfte nun genug gewässert sein, also an die Leine mit ihm. Ach Du …! Wie sieht der Film denn aus? Was ich nach meinem (offenbar zu kurzen) Test nicht gesehen habe: Die Gelatine löste sich vom Film. Der Film war ruiniert. Na ja, erstmal aufhängen.

Vorgestern habe ich den Film wieder von der Leine genommen und mal ein wenig rumgezeigt, à la: „Sowas passiert, wenn man mit Fotochemie rumpanscht und keine Ahnung hat!“ Die Meinung einiger über das Ergebnis war jedoch überraschend positiv, so dass ich mir nun doch die Mühe gemacht habe, ein paar Bilder einzuscannen.

Hier ist also nun das Ergebnis – kein seltsamer Photoshop-LSD-Filter, sondern alles echt:

Delain, "We Are The Others"-Tour, 2012 in Berlin. Ilford Delta 400 Professional, 13 min in A49 1+1 (Push um 1 Blende), später 1 min nachfixiert, wodurch sich die Gelatine löste.
Delain, "We Are The Others"-Tour, 2012 in Berlin. Ilford Delta 400 Professional, 13 min in A49 1+1 (Push um 1 Blende), später 1 min nachfixiert, wodurch sich die Gelatine löste.
Delain, "We Are The Others"-Tour, 2012 in Berlin. Ilford Delta 400 Professional, 13 min in A49 1+1 (Push um 1 Blende), später 1 min nachfixiert, wodurch sich die Gelatine löste.
Delain, "We Are The Others"-Tour, 2012 in Berlin. Ilford Delta 400 Professional, 13 min in A49 1+1 (Push um 1 Blende), später 1 min nachfixiert, wodurch sich die Gelatine löste.
Delain, "We Are The Others"-Tour, 2012 in Berlin. Ilford Delta 400 Professional, 13 min in A49 1+1 (Push um 1 Blende), später 1 min nachfixiert, wodurch sich die Gelatine löste.

Delain analog

Ich hatte immer schon großen Respekt vor den „alten“ Konzertfotografen, die es zu Zeiten, als Autofokus noch Zukunftsmusik war und Digitalfotografie als Hexenwerk galt, trotzdem schafften, großartige Konzertfotos zu schießen.

Deshalb hatte ich beim Delain-Konzert am Freitag nicht nur meine digitale Kamera dabei, sondern nahm außerdem meine gute alte Praktica BC1, drei Festbrennweiten und einen Schwarzweißfilm mit und habe nebenbei auch ein paar analoge Schüsse abgegeben. Dabei habe ich festgestellt, dass so ein Autofokus doch ziemlich verwöhnt (insbesondere mit Ultraschallmotor). Zwar hat die Praktica einen Schnittbildindikator, aber bei sehr wenig Licht in Kombination mit Gegenlicht (was bei Konzerten gelegentlich vorkommen soll) wird dieser auch gerne mal schwarz und schnell scharfstellen kann ein Ungeübter, wie ich, damit schon gar nicht. (Dabei hilft üblicherweise auch nicht, den Leute auf der Bühne zuzurufen, sie sollen doch bitte mal still stehen bleiben, damit man die Belichtung messen und scharfstellen kann.) Die Belichtungsmessung war auch so ein Thema für sich: Die Praktica BC1 hat zwar bereits einen Innenbelichtungsmesser, allerdings funktioniert meiner nicht mehr (vielleicht ist auch einfach nur die Batterie leer). Nun konnte ich bei der Belichtung noch recht gut die Werte der digitalen Kamera übernehmen (schnell noch umrechnen, weil ich durch die Festbrennweiten die Blende meist weiter aufmachen konnte), aber das Licht bei dem Konzert war ziemlich wechselhaft, so dass ich mich größtenteils auf meine spontanen Schätzungen verlassen musste. Im Nachhinein hat das sogar überraschend gut geklappt, aber vielleicht liegt das auch einfach nur daran, dass ein Schwarzweißfilm deutlich toleranter auf Fehlbelichtungen reagiert, als der digitale Sensor.

Wieder zu Hause musste der Film (Ilford Delta 400) natürlich noch entwickelt werden (wie schön einfach ist es doch, einfach die Speicherkarte in den Rechner zu schieben und die Bilder zu kopieren). Ein ISO-Wert von 400 ASA war bei dem Konzert natürlich doch etwas zu wenig, so dass ich den Film gleich auf 800 ASA belichtet hatte (zumindest habe ich das versucht). Das musste nun bei der Entwicklung berücksichtigt werden, d.h. ich habe ihn um eine Blende auf 800 ASA „gepusht“. Das ist zum Glück nicht weiter schwer, denn der Film muss einfach nur etwas länger entwickelt werden. Für die technisch Interessierten: entwickelt habe ich den Film 13 Minuten lang in Calbe A49 im Verhältnis 1+1. Und siehe da, es war tatsächlich etwas drauf auf dem Film. Also ab nach Hause, den Film einscannen und sehen, ob auch was brauchbares dabei ist. Leider ist mein Negativscanner unter aller Sau, so dass ich guten Gewissens behaupten kann, dass die Negative sicher mehr hergeben, als der Scanner es glauben machen will.

Nun genug gefaselt, hier ist das beste aus meinen 36 analogen Konzertfotos:

Delain, "We Are The Others"-Tour, 2012 in Berlin. Ilford Delta 400 Professional, 13 min in A49 1+1 (Push um 1 Blende). Praktica BC1 mit Prakticar 28mm f/2.8.
Delain, "We Are The Others"-Tour, 2012 in Berlin. Ilford Delta 400 Professional, 13 min in A49 1+1 (Push um 1 Blende). Praktica BC1 mit Prakticar 28mm f/2.8.
Delain, "We Are The Others"-Tour, 2012 in Berlin. Ilford Delta 400 Professional, 13 min in A49 1+1 (Push um 1 Blende). Praktica BC1 mit Prakticar 50mm f/1.8.
Delain, "We Are The Others"-Tour, 2012 in Berlin. Ilford Delta 400 Professional, 13 min in A49 1+1 (Push um 1 Blende). Praktica BC1 mit Prakticar 50mm f/1.8.
Delain, "We Are The Others"-Tour, 2012 in Berlin. Ilford Delta 400 Professional, 13 min in A49 1+1 (Push um 1 Blende). Praktica BC1 mit Prakticar 50mm f/1.8.
Delain, "We Are The Others"-Tour, 2012 in Berlin. Ilford Delta 400 Professional, 13 min in A49 1+1 (Push um 1 Blende). Praktica BC1 mit Prakticar 50mm f/1.8.

Delain & Special Guests

Es ist Frühjahr und wie jedes Jahr um die Zeit gehen Delain auf Europatour. Dabei machten sie auch wieder in Berlin halt – dieses Jahr im Lido.

Als Verstärkung brachten die Symphonic Metaller gleich zwei Bands mit: Eröffnen durften den Abend die US-Amerikaner Halcyon Way, die mit solidem Heavy Metal überzeugen konnten. Anschließend spielten Trillium – ein Projekt der Sängerin Amanda Somerville, die insbesondere durch ihre Gastauftritte bei Anvantasia, Epica und After Forever bekannt sein dürfte. Die Mezzo-Sopranistin hatte erwartetermaßen keine Schwierigkeiten, das Delain-Publikum auf ihre Seite zu ziehen, auch wenn ihre Lieder insgesamt etwas düsterer und experimenteller klangen, als Delain, die kurz nach neun unter großem Applaus auf die Bühne kamen.

Doch etwas ist in diesem Jahr besonders: Anfang Juni erscheint das neue Album der Niederländer We Are The Others. Entsprechend konnte das Publikum schon während dieser Tour auf einige neuer Lieder hoffen – und wurde nicht enttäuscht! In knapper Uniformkluft machte die Sängerin Charlotte Wessels auch für die Augen etwas her und gab insgesamt acht Lieder vom kommenden Album zum Besten. Darunter natürlich auch die Leadsingle Get The Devil Out Of Me, die bereits veröffentlich wurde. Die Tour macht auf alle Fälle Lust auf mehr.

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Delain
Delain
Delain
Delain
Delain
Delain
Delain

Halcyon Way
Halcyon Way
Halcyon Way

Trillium
Amanda Somervilles „Trillium“
Amanda Somervilles „Trillium“

Delain & Serenity

Alle Jahre wieder begrüßte Berlin letzten Mittwoch die niederländischen Symphonic-Metaller Delain. Unterstützt werden sie auf ihrer Tour durch die Tiroler Serenity.

Ursprünglich sollten auch die Briten Lost in Thought das Publikum anheizen, sie mussten aber aufgrund eines Unfalls mit ihrem Tourbus zwei Tage zuvor absagen. Daher starteten Serenity und schlugen auch sofort ein. Die Power-Metal-Band erinnerten mich mit ihrem Sänger Georg Neuhauser stark an die Finnen von Sonata Arctica und trafen damit offenbar auch durchaus den Geschmack des Publikums im K17, das gerne noch ein paar Zugaben mehr gesehen hätte. Für einige Stücke wurden Serenity übrigens durch die Stimme von Lisa Middelhauve, der ehemaligen Sängerin von Xandria, verstärkt. Nicht nur für mich waren Serenity ein sehr gelungener Auftakt.

Nach etwas mehr als einer halben Stunde Umbaupause kamen die eigentlichen „Helden“ des Abends auf die Bühne: Delain. Nach ihrem Auftritt auf dem Wacken Open Air im letzten Jahr sind sie auch in Deutschland längst kein Geheimtipp mehr, so dass das breite Publikum auch durchaus textsicher mitsang oder zumindest -gröhlte. Neben den bekannten Reißern ihrer zwei bisherigen Alben gaben Delain auch bereits drei neue Lieder zum besten, die (hoffentlich) auf der neuen Scheibe landen werden, die noch in diesem Jahr erscheinen soll.

Neu auf dieser Tour ist Delains Gitarrist Timo Somers, der sich als wahre Rampensau entpuppte und ganz offensichtlich auch seinen Spaß hatte und zeigte, dass er sein Handwerk durchaus versteht. Als Highlight des Abend übernahm Georg Neuhauser den männlichen Gesangspart von Control the Storm. Obwohl mir seine Stimme bei Serenity wirklich gefällt, muss ich zugeben, dass sie hier nicht so recht passen wollte. Vielleicht liegt es einfach daran, dass man von der Scheibe eine etwas andere Stimme gewohnt ist. Trotz allem haben die zwei auch visuell ein wirklich gutes Duett hingelegt und die Bude gerockt. Nach über einer Stunde Kopfschüttelmusik vom feinsten (wer schüttelt seine Mähne eigentlich schöner als Charlotte Wessels? ;)) gingen alle Parteien erschöpft, aber glücklich wieder nach Hause – oder in den Tourbus, um am nächsten Tag auch Hamburg zu zeigen, was gute Musik ist…

Delain
Charlotte Wessels
Timo Somers
Sander Zoer (Drums)
Charlotte Wessels im Duett mit Georg Neuhauser von Serenity
Delain

Serenity
Fabio D'Amore (Bass) und Thomas Buchberger (Gitarre)
Georg Neuhauser
Fabio D'Amore und Georg Neuhauser