Das Licht geht aus. Das alte Röhrenradio auf der Bühne beginnt zu spielen. Das Publikum, teilweise in Frack und Zylinder, beginnt sich zu regen und zu jubeln. Der Butler betritt die Bühne und… bittet um Ruhe. Ein Schild weist die Herren Fotografen freundlich aber bestimmt darauf hin, dass sie heute Abend doch bitte auf das Blitzen verzichten mögen. Der Butler prüft noch einmal die Instrumente, entfernt den letzten Staub vom bereitstehenden Kontrabass, holt die Triangel heraus, schlägt sie an und das Spektakel kann beginnen!
Zu diesem etwas eigenwilligen Vorspiel gehören die werten Herren Coppelius: In Gehrock und Zylinder spielen sie eine Musik, die der eine oder andere bei dieser Art der Instrumentierung vielleicht nicht erwarten würde. Sie selber nennen Ihre Musik „Kammercore“, andere nennen sie einfach „Metal auf Schlagzeug, Kontrabass, Cello und Klarinette“.
Wie auch immer man sie nennen möchte, sie kommt sehr gut an, diese Art von Musik. Kaum beginnt das Cello zu spielen, wedeln die Köpfe im Takt – seien es die be- oder die unbehüteten – und die doch recht anständig wirkenden Herren kommen sehr ordentlich in Fahrt. In Anbetracht dessen, dass dieses Konzert Teil der Konzertreise zu ihrer aktuellen Langspielplatte „Zinnober“ ist, ist es nur recht verständlich, dass auch etliche neue Stücke, wie „Gumbagubanga“, „Damen“ oder „Diener 5er Herren“ ihre Aufführung finden, aber auch ältere Lieder wie „Murder in the Rue Morgue“, zu dem sogar extra ein Gast auf die Bühne zum kollektiven Haareschütteln gebeten wurde, fanden ihren Anklang. Zwischendrin prüft der pflichtbewusste Butler „Bastille“ immer wieder die Stimmung mit dem Diapason, die offenbar zufriedenstellend ist. So ist es natürlich auch niemandem zu verdenken, dass die Herren des Abends nicht ohne ausgiebige „Da capo“-Rufe entlassen wurden.