Ich hatte immer schon großen Respekt vor den „alten“ Konzertfotografen, die es zu Zeiten, als Autofokus noch Zukunftsmusik war und Digitalfotografie als Hexenwerk galt, trotzdem schafften, großartige Konzertfotos zu schießen.
Deshalb hatte ich beim Delain-Konzert am Freitag nicht nur meine digitale Kamera dabei, sondern nahm außerdem meine gute alte Praktica BC1, drei Festbrennweiten und einen Schwarzweißfilm mit und habe nebenbei auch ein paar analoge Schüsse abgegeben. Dabei habe ich festgestellt, dass so ein Autofokus doch ziemlich verwöhnt (insbesondere mit Ultraschallmotor). Zwar hat die Praktica einen Schnittbildindikator, aber bei sehr wenig Licht in Kombination mit Gegenlicht (was bei Konzerten gelegentlich vorkommen soll) wird dieser auch gerne mal schwarz und schnell scharfstellen kann ein Ungeübter, wie ich, damit schon gar nicht. (Dabei hilft üblicherweise auch nicht, den Leute auf der Bühne zuzurufen, sie sollen doch bitte mal still stehen bleiben, damit man die Belichtung messen und scharfstellen kann.) Die Belichtungsmessung war auch so ein Thema für sich: Die Praktica BC1 hat zwar bereits einen Innenbelichtungsmesser, allerdings funktioniert meiner nicht mehr (vielleicht ist auch einfach nur die Batterie leer). Nun konnte ich bei der Belichtung noch recht gut die Werte der digitalen Kamera übernehmen (schnell noch umrechnen, weil ich durch die Festbrennweiten die Blende meist weiter aufmachen konnte), aber das Licht bei dem Konzert war ziemlich wechselhaft, so dass ich mich größtenteils auf meine spontanen Schätzungen verlassen musste. Im Nachhinein hat das sogar überraschend gut geklappt, aber vielleicht liegt das auch einfach nur daran, dass ein Schwarzweißfilm deutlich toleranter auf Fehlbelichtungen reagiert, als der digitale Sensor.
Wieder zu Hause musste der Film (Ilford Delta 400) natürlich noch entwickelt werden (wie schön einfach ist es doch, einfach die Speicherkarte in den Rechner zu schieben und die Bilder zu kopieren). Ein ISO-Wert von 400 ASA war bei dem Konzert natürlich doch etwas zu wenig, so dass ich den Film gleich auf 800 ASA belichtet hatte (zumindest habe ich das versucht). Das musste nun bei der Entwicklung berücksichtigt werden, d.h. ich habe ihn um eine Blende auf 800 ASA „gepusht“. Das ist zum Glück nicht weiter schwer, denn der Film muss einfach nur etwas länger entwickelt werden. Für die technisch Interessierten: entwickelt habe ich den Film 13 Minuten lang in Calbe A49 im Verhältnis 1+1. Und siehe da, es war tatsächlich etwas drauf auf dem Film. Also ab nach Hause, den Film einscannen und sehen, ob auch was brauchbares dabei ist. Leider ist mein Negativscanner unter aller Sau, so dass ich guten Gewissens behaupten kann, dass die Negative sicher mehr hergeben, als der Scanner es glauben machen will.
Nun genug gefaselt, hier ist das beste aus meinen 36 analogen Konzertfotos:
Hallo, ist doch nicht übel. Jetzt weißt Du auch, warum alte Aufnahmen von Innenräumen mesit so körnig waren. Aber leg Dir endlich mal einen ordentlichen Scanner zu.
VG Iris